Samstag, 2. Januar 2016

Fahrt ins Graue






























Gerne möchten wir die Dades-Schlucht mit ihren knorrigen Felsformationen sehen. Doch nebenan lockt auch die Thodra-Schlucht mit dem engen Canyon. Wir wollen versuchen beides miteinander zu verbinden indem wir von M'semrir nach Tamttetouchte die Bergpiste nehmen, die als Abkürzung zwischen beiden Schluchten dient.
Allerdings warnen die Reiseführer, die Piste könne nach Regenfällen in dramatischem Zustand sein.
Als wir in M'semrir ankommen fragen wir nach. Tatsächlich: unpassierbar!
Dann fahren wir halt den vier mal längeren, aber ebenfalls schönen Weg hinten rum.
Doch nach zwei Kilometern werden wir von einem Mann gestoppt. Wir wollten doch bestimmt über die Piste! Sie beginne gerade hier.
Wir danken und erklären sie sei unpassierbar.
Nein, nein, meint er, er sei vor sechs Tagen mit Touristen durchgefahren. Aber die Piste sei weg, er werde uns führen, für ein Butterbrot. Seine Taxikosten vom anderen Tal zurück ins Dorf müssen einfach gedeckt sein. (90 Dirham)
So setzt sich Sophie wieder vorne auf meinen Schoß und eine Fahrt ins nackte Grauen startet.
Erst geht's über eine Piste ins Flussbett, das sich die Bergflanke hochwindet. Dort muss Christoph mal links mal rechts durchs Flussbett an den größten Felsbrocken vorbei. So kriechen wir das Seitental hoch. Schließlich geht es über den ersten Pass mit 2700 Meter Höhe.
Jetzt wird es erst richtig schlimm. Wir holpern auf der anderen Seite wieder runter. Diesmal ohne Bachbett, sondern auf der Bergflanke. Immer wieder weist uns der Führer von der Piste weg auf kleinere Spuren. Die Piste sei weiter vorne abgebrochen. Tatsächlich sehen wir weiter unten wie ganze Pistenstücke aus dem Hang gebrochen sind.
Die handgeflickten Haarnadelkurven sind haarsträubend; selbst die Kinder fangen an, Jesses Gott!, und, um Himmels Willen!, zu murmeln.
Nach einem zweiten Pass auf 2650 Meter Höhe kommen wir schließlich unbeschadet unten an. Wir haben für die 46 Kilometer Piste vier Stunden gebraucht. 




















Das hat uns allerdings auch schön viel Zeit gelassen mit Mahu über sein vielfältiges Leben zu sprechen. War er doch erst neben der Schule Ziegenhirte, hat dann in Frankreich Sciences politiques studiert um dann in verschiedenen marokkanischen Städten zu politisieren und schließlich mit 48 Jahren zu heiraten, Vater zu werden und zurück ins Dorf seiner Jugend zu ziehen, wo er sich nun als Bergführer durch schlägt.

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