Samstag, 26. Dezember 2015

Tatü-Tata

















Tataaaaa!, rufe ich, als nach langer Fahrt, quer über die verschiedenen abstrusen Felsformationen des Antiatlas, endlich die Palmenoase Tata vor uns erscheint. Tausende Dattelpalmen mitten in der Ödnis.
Wir beziehen ein fest installiertes Berberzelt, und dürfen erfreut feststellen, daß weitere Besucher hier sind.
(Marokko ist nämlich, ganz untypisch, frei von Wintergästen, haben doch alle französischen Rentner ihre Winter-Migration nach den Attentaten von Paris umgelegt.)
Eine deutsche Familie ist mit ihren drei Kleinkindern (0, 3, 5) im Feuerwehr-Lastwagen unterwegs. 










Mit Ach und Krach und viel blöd stellen haben sie ihr Reisemobil überhaupt nach Marokko einführen können. Die Einfuhr von Feuerwehr-Lastwagen ist scheinbar streng verboten, was länger dauern kann, wenn man nicht gewillt ist Bakschisch zu bezahlen. Da sie während der Grenzkontrolle jedoch seelenruhig anfingen im Hafen ihr gesamtes Gepäck umzusortieren und mal für die Kinder was zu kochen, hat man sie nach ein paar Stunden dann doch durchgelassen.
Ihre Reiseroute ist unserer ziemlich entgegengesetzt, so können wir wunderbar die wichtigsten Infos für die nächsten Etappen austauschen.
Arno zeigt uns noch seine beeindruckenden Fundstücke: faustgrosse Belemniten-"Monomere" und wunderschön bearbeitete Pfeilspitzen in allen Größen. Wir freuen uns schon auf unsere baldigen Funde.
Derweil bearbeitet Judith, die rein zufällig Physiotherapeutin ist, meinen krummen Finger und gibt mir gute Tipps.
Damit die Kinder endlich mal mit anderen Kindern spielen können, bleiben wir gleich eine zweite Nacht. Und werden zum Dank vom Chef mit Minze, Petersilie, Kohl und Datteln aus dem eigenen Garten bedacht. 















 Der Abschied fällt schwer, doch es zieht uns in die richtige Sandwüste, ins Erg Chegaga.









Taroudannt - nichts für zartbesaitete
















Unser Riad liegt eigentlich nur 500 Meter links vom großen Medina-Tor, doch jede Straße die wir ansteuern ist eine Einbahnstraße. So fahren wir schließlich 4 Kilometer im großen Bogen durch die ganze Medina, um im schönsten Riad unserer bisherigen Reise zu landen. Gleich werden wir von mehreren "Helfern" belagert. Sie kennen ein tolles Riad, (ich auch), sie wollen beim einparken helfen, (ganz unnötig), sie wollen uns zum Essen ausführen, uns die Stadt zeigen, NEIN, DANKE!
Unser Riad ist so toll, dass wir sogar die Küche benutzen dürfen, nur abwaschen dürfen wir dann nicht. Wir genießen unser Essen auf der mexikanisch bepflanzten Dachterrasse. Auch das Frühstück werden wir, nun wieder im Tiefland, bei angenehmen Temperaturen auf der Terrasse genießen.









Doch kaum sind wir aus dem Riad fängt der Stress wieder an. Unser gestriger Parkgehilfe will uns führen. Nein, wir spazieren gern allein. Sein Kollege meint, wir sollen lieber mit ihm gehen, das sei die einzige Methode den anderen Führern zu entrinnen. Nein, danke!
Nach 200 Metern bleiben wir kurz stehen um die Richtung zu bestimmen, prompt steht er wieder zur Stelle. Mit ihm seien wir viel besser unterwegs, er wisse genau in welche Läden wir wollen. Ich ziehe meinen Joker und bitte ihn unseren Entscheid zu "respektieren". Puff! Wie ein Zauberspruch. Er entschuldigt sich, wünscht einen schönen Tag und ward nie mehr gesehen.
Von nun an werden uns nur noch die Pferde-Kutscher ansprechen. So gehen wir ungehindert zur Gerberei, wo uns die verschiedenen stinkenden Arbeitsschritte gezeigt werden. 








Und wir ziemlich bald ins Handtaschen-Paradies geführt werden. Diesmal durchaus erwünscht, genau da wollte ich nämlich hin...
Abends, auf dem Platz, packen alte Männer ihr Sammelsurium an getrockneten Echsen und Strausseneiern aus, und mischen Zaubertränke. Musikanten spielen, doch sobald wir uns nähern hören sie auf und wollen erst mal Geld sehen.
Bald entnervt verziehen wir uns mit unserem Steak, nach hause. Wir hoffen den hygienischten Metzger gefunden zu haben. Er hatte zumindest weniger Fliegen und Strassenstaub in seiner Auslage als die anderen.