Eigentlich wollte Claire ja nur den Kindern ein Frühstücksbrötchen streichen... wenn nur das neue scharfe Messer nicht sooo gut gewesen wäre. Mit überraschender Effizienz war der linke kleine Finger halb abgetrennt. Natürlich mitsamt der Sehnen und bis auf den Knochen, wie Claire sofort spürte und sah.
Also das Dachzelt ruckzuck zusammen geklappt, den Rest liegen gelassen und ab ins nächste Spital, das natürlich nur via Fähre erreichbar ist, da in Swinoujscie.
Der Landrover blinkend an der kilometerlangen Schlange vorbei, der Fährboy - von der blutigen Hand total unbeeindruckt - telefoniert mit dem Chef und winkt uns dann durch. Nachdem der Chirurg im Spital meine Schnittwunde gründlich durchwühlt hat, schickt er uns zurück auf Feld 1. Nur die Handchirurgie in Szczecin/Stettin kann den Finger retten.
Zurück auf die Fähre, diesmal zusätzlich durch eine ganze Wildschweinrotte hindurch, welche die Straße blockiert, am mittlerweile genervten Fährboy vorbei, der seinem Chef diesmal meinen Krankenschein vorliest. 110 km, also gut zwei Stunden nach Stettin, wo wir natürlich zuerst das falsche Spital ansteuern. Zum Glück weisen die uns aber sofort auf den richtigen Weg, so dass wir schließlich um 14 Uhr dort ankommen. Und warten.... nochmals warten, natürlich ohne irgendeine Erklärung, ob wir hier nun richtig sind... viel wichtiger scheint, dass Christoph nun endlich das Auto wegparkt, was er in den ersten Minuten verweigert hatte aus gut begründeter Angst mich nachher nicht mehr zu finden. Chaotische Gänge, keine Beschriftungen und niemand spricht Deutsch. Wohlgemerkt wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Nach einer langen Stunde wird dann mein Finger doch noch begutachtet und 4 Stunden später dann auch operiert, ganze zwei Stunden lang. Der Finger und die Hand längs aufgeschnitten um die zwei Sehnen, den inneren Nerv und eine Arterie wieder zusammen zu nähen. Zum Glück vom fast einzigen englisch sprechenden Arzt, der mir von der Block-Narkose bis zur Operation alles erklärt.
Diese Bilder erspare ich euch. Stattdessen gibt als Goodie ein Foto meines Abendessens. Hoch lebe der KSBaden-Koch!
In der Zwischenzeit hat sich Christoph wunderbar um die Kinder gekümmert, inklusive Bad in der Ostsee; das kleine Zelt, die vier Fahrräder und den blutigen Tisch wieder geholt - von wegen in Polen werde alles geklaut - alles noch da.
Nach zwei Tagen werde ich wieder entlassen und wir planen nach Gdansk/Danzig weiterzureisen.
Sonntag, 12. Juli 2015
Irrfahrt durch polnische Spitäler
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