Montag, 27. Juli 2015

Fäden ziehen - eine Odyssee

Zwölf Tage sind vorbei, die Fäden sollten gezogen werden. Wir planen darum einen Spitalbesuch in Bialystok ein. Zehn Spitäler stehen zur Auswahl! Ich tippe mal auf das Universitätsspital.
Da gerade 12:00 ist, machen wir noch ein kurzes Picknick im Park. Wir wollen ja nicht stören - ganz grosser Fehler!
Als wir um 13 Uhr beim Empfang vorsprechen und dann Block M endlich finden, meint die Dame ganz entsetzt: "Es ist schon eins! Alle sind weg. Kommt morgen um 9!"
Nach einigem diskutieren gesellt sich ein Apotheker dazu, nimmt uns kurzerhand mit.... auf eine lange Reise durch dunkle Gänge... ein bisschen wie in Dante's Inferno.
Zuerst aus dem Gelände raus über die Straße ins öffentliche Spital. Ein Graus, im Notfall warten mindestens 50 Patienten, offensichtlich schon länger. Und nein, sie möchten hier keine Touristin. Also weiter durch eine scheinbar geheime Unterführung, welche die Spitäler verbindet. Es geht schon in Richtung spezielle Stadtführung.
Aber auch Block B hat um (mittlerweile) 2 Uhr keine Ärzte mehr. Der Apotheker wird zum ersten und letzten mal laut. Beide fluchen auf die Ärzte - soweit ich polnisch verstehe. Zu uns spricht er weiterhin nur im äußersten Notfall. Zurück in sein Unispital, diesmal direkt in die Chirurgie, wo er eine Ärztin quasi anbettelt mir die Fäden zu ziehen. (Ich war schon nahe dran es selbst zu machen.)

Sie tut es, wechselt den Verband, behauptet physiotherapeutisch das Gegenteil des letzten Arztes (passives oder aktives strecken des Fingers) und entlässt mich, lieber ohne Bezahlung, Hauptsache kein Papierkrieg..... dafür mit einem bodentiefen Dankeschön vom Apotheker, bei dem ich mich ebenso bedanke. Ohne sein polnisch und seine Vernetzung wäre ich dort wohl verschimmelt.
Zur Erholung fahren wir in den Norden nach Suwalki, wo wir auf einem hübschen Campingplatz mit Sicht auf das Kloster von Wigry den bisher einzigen Regentag aussitzen und dafür eine nette österreichische Familie kennen lernen. 
Die Foxwing bewährt sich. Benannt nach dem Flügel der flying foxes; und ebenso leicht zu öffnen.


In der Mitte hinten das Kloster von Wigry.

Wie so oft hier, ein Holzsteg durch den Erlenbruch.


Die Bäume wachsen immer auf den kleinen Hügeln im Sumpf.


Ein neues Haustier?

Sogar eine Veloraparaturstation bieten sie hier!

Borschtsch, Fleisch, Fritky und Bier - und alle sind glücklich.

Unser neuer Freund Xaver - gleiches Boot, gleiches Zelt, gleiche Foxwing, gleicher Kühlschrank, gleiche Stühle...... und auch der Vater heisst Christoph. Ist dies das Paralleluniversum?!

Ja! Unsere Kinder baden bei jedem Wetter.... Hauptsache nass.

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